Frohlocket ihr Massen, der Frühling ist da!

© ahnungsvoll / Graz / 2011
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Gonzoeske Impressionen aus einem viel zu heißen Graz
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Von Hubertus J. Schwarz   30. März 2011


Graz, Steiermark – Es ist Frühling in der Steiermark und was machen die Leute, einkaufen. Ein knapper Stimmungsbericht.

Treibt einem schon wieder den Schweiß aus den Poren, diese elendige Park-o-manie. Kaum traut sich ein Sonnenstrahl etwas intensiver seine UV-Strahlen auf die Häupter der debilen Passanten niederzuschmettern, schon pilgern die vergnügungssüchtigen Massen wie im Wahn durch die Straßen der Stadt. In Neonschrift steht Konsum in den Augen der manischen Menge und es zählen plötzlich nur noch zwei Dinge. Der neuen, immer gleichen Sommerkollektion irgendeines überteuerten Durchschnitts Labels habhaft zu werden und sich angetan mit dieser dann in einem der verdreckten Müllhalden von städtischen Parks zur Schau zu stellen.

Allein die Enttäuschung, der Schmerz und die Frustration die damit verbunden ist, nur um sich mit Sack und Pack auf eine der unbebauten Grünflächen zu pflastern. Wenn man bei Stadtparks überhaupt von grün sprechen darf, ohne dem eigentlichen Farbton darin unrecht zu tun. Braunflächen also. Die gemeinen Konsumenten und spontan Frühlingsbegeisterten besetzen mit ihrer aufdringlichen, übereuphorischen Anwesenheit jeden Park, jeden Hort der Entspannung, der sich keine Überdachung leisten konnte. Und suhlen sich im Kot der Hunde und dem Kompost aus dem letzten Herbst, der unter den tauenden Schneeflächen zutage tritt. Da liegen sie dann, diese aufgedunsenen Moorleichen und gerben ihre Haut im überproportionell grellem Licht der Frühlingssonne.

© ahnungsvoll / Graz / 2011

Oder sie plündern in rauer Menge die öffnenden Eisdielen und Shoppingzentren, die dem frühlingsschwangerem Andrang an konsumsüchtigem Volk nur mit Mühe ihre Sommerware, den Winterschlussverkauf oder die unzähligen Eissorten entgegen stemmen können.

Die Damen frieren sich im luftigen Hochsommerfetzen von Kleid ihre deformierten Glieder ab und die Herren der Schöpfung zergehen in ihren Wintermänteln daneben wie Eisbären in der Sahara. Der Clou besteht wohl darin, unpassend zu sein. Denn man muss ja auffallen. Immerhin läuten die Modezaren mit ihren hochgradig originellen Kollektionen nun die Sommersaison ein. Ja, Schlaghose und Jeanhemden sind „wieder“ in Mode, man hat es nicht für möglich gehalten … Wenn also alle gleichsam auffallen, tut es am Ende keiner mehr und wenn ich mir noch länger die komplette H&M oder ZARA Kollektion in immer gleicher Ausführung an immer unterschiedlich hässlichen Menschen antun muss, dann brauche ich schläunigst Scheuklappen für meine gemarterten Augen.



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