Die Schere zwischen der Person und Dir

© ahnungsvoll / Kopfsache / Zürich / 2010















































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Sind Blog oder Facebook Profil als virtuelle Stellvertreter brauchbar? 
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Von Hubertus J. Schwarz   12. Dezember 2010


Zürich, Schweiz – Das Internet als Pfuhl, der nicht zu trennen weiß, zwischen privater Selbstdarstellung und dem öffentlich Auftritt.

Es gibt zwei Arten von Internetpräsenzen: Die private und die offizielle. In eine der beiden Gruppen teilt sich letztendlich jedweder Nutzer, der seine Spuren im Internet hinterlässt.

Entweder schreibt man für sich und andere, über persönliche Interessen und kommuniziert mit seinen virtuellen Bekannten vielleicht sogar mit tatsächlichen Freunden. Dies geschieht vornehmlich über Social-Media Kanäle wie beispielsweise Facebook. Die hier geschaffenen Inhalte sind meist privater Natur oder allerhöchstens für eine Teilöffentlichkeit bestimmt. Verbreitet werden sie vornehmlich durch dritte via copy&paste oder die teilen-Funktion vieler Netzwerke.  

Oder aber man steht für etwas ein, versucht sich und andere zu präsentieren um im öffentlichen, beruflichen Leben auch in den Neuen Medien bestand zu haben.
 Das kann etwa als Autor eines Blogs geschehen, als Moderator einer Internetplattform oder Kolumnist einer Nachrichtenseite. In jedem Fall hat die Wahrnehmung der Person in diesem Kontext immer auch eine Auswirkung auf die Wahrnehmung der repräsentierten Marke. Stoßen die verbreiteten Inhalte den Nutzern der übergeordneten Internetpräsenz auf, leidet dessen Image meist im gleichen Maße wie das des kommunizierenden Individuums. Die enorme Affinität des Netzes für eine virale Verbreitung von Inhalten, gepaart mit einer quasi nicht existenten Toleranzlinie vieler Internetnutzer führt immer wieder zu regelrechten PR-Desastern. 

Lassen sich beide Auftrittsarten strickt trennen, so ist dieses digitale Sein vom analogen Leben im Grunde des Einsatzes sehr ähnlich. Man schreibt privat, etwa in special-interest Internetforen, unter Synonymen und stellt seine Firma, Produkte oder eine Dienstleistung mit einem offiziellen Profil vor. Der umgekehrte Fall wäre, sich unter dem richtigen Namen im Internet zu stellen und beruflich anonym zu bleiben. Beides ist möglich.

Diese Parallelen lassen sich ohne Weiteres fahren, auch gleichzeitig. Was jedoch, wenn man beide versucht zu kreuzen? Die Mathe lehrt uns, dass sich zwei Parallelen erst in der Unendlichkeit kreuzen, das nennt man dann projektive Geometrie. Wer so lange warten will, bitte. Wie aber lässt sich heute, 2010, die Schere machen, zwischen persönlichen Ansichten auf der einen und einem authentischen und öffentlich tragbarem Auftritt auf der anderen Seite? Und kann es überhaupt ratsam sein, persönliche Vorlieben oder Meinungen über das Internet zu kommunizieren, wenn sich über die genutzten Kanäle auf das berufliche Profil schließen lässt? 

Ein Lösungsprinzip könnte nicht die versuchte Trennung, sondern Teilung des Inhaltes sein. Etwa in einem Blog. Dessen Kern die eigentlichen Einträge sind, welche Weltsichten und Meinungen transportieren. Private Konversation, auf welchem Niveau auch immer, sollte strikt auf einer zweisamem Ebene ablaufen und Dritte ausschließen. Für Kunden und Arbeitgeber sind vom Blog ausgehende, eigene Seiten dargestellt die berufliche Selbstdarstellung transportieren.



Aber auch dann bleibt die Gefahr und Ungewissheit, ob die richtigen Personen, den für sie bestimmten Inhalt auch wahr- und letztendlich mitnehmen. Sobald man etwas ins Netz gestellt hat, entwickelt es eine Eigendynamik, die man nicht mehr aufhalten kann. Das für sich ist nichts Verwerfliches und schon gar keine Neuerung, die durch das Internet gebracht wurde, doch sollte man sich ihrer bewusst sein. Wenn man im analogen Alltag seinen Stellvertreter zu einem Treffen schickt oder einen Kollegen bittet die Schicht zu übernehmen, ist man sich auch dessen bewusst. Im digitalen Alltag, dem Internet, ist es ähnlich. Für das, was man seinem Blog oder der eigenen Webseite aufträgt, zu vermitteln, hat man zu stehen, denn sie vertreten einen als ein virtueller Platzhalter.

Letztendlich ist es wohl wie so oft ein Nährwert. Dessen bester Nenner in der goldenen Mitte liegt, zwischen dem was der Arbeitgeber und Kunde und dem was Bekanntschaften und Interessengemeinschaft zu sehen bekommen sollten.


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