Irrglaubwürdigkeit

© ahnungsvoll / Hagen / 2011


  
Was macht den Glauben als Bindeglied so unverzichtbar

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Von Hubertus J. Schwarz   14. Februar 2011


Ahrensburg, Deutschland – Der Glaube, den über Jahrhunderte lang die Menschen zu verspüren gedacht hatten, ist heutzutage nur noch ein Schatten seiner selbst. Aber weshalb glauben die Menschen nun nicht mehr, wo sie es doch frei tun könnten?

Der selbstständig denkende Mensch. Das ist die Errungenschaft, die, mit der Aufklärung aus der Taufe gehoben, unserer Tage zum allgemeinen Konsens geworden ist. Selbst ist der Mann; mittlerweile auch die Frau. Und jeder ist seines Glückes Schmied. Die Menschen werden zur Eigenständigkeit und Skepsis erzogen. Letztendlich eine Gesellschaft von Einzelkämpfern und also ein Widerspruch in sich. Jeder für sich ist eben das Gegenteil von alle zusammen... 

Dabei ist Zusammenhalt die Basis einer jedweden funktionierenden Gemeinschaft. Auch Religion funktioniert nur gemeinsam. Und so ist es nur konsequent, das auch der Inhalt der Religion im Zuge der Selbstständigkeit auseinandergenommen wird. Denn mit Selbstständigkeit kommt auch das Streben nach Erklärung und das ist nichts anders als Logik. Die ja immer schon der erklärte Gegner jedes Glaubens ist. Denn Logik ist die Lehre vom folgerichtigen Denken und Glaube lässt sich nun einmal nicht empirisch erläutern. Glaube ist Inhalt der Religionen. Und doch ist er noch viel mehr als nur religiöser Dünger der Seele.


Es ist ein Unterschied, ob man an etwas glauben kann, oder einfach weiß, dass es ist. Glaube lässt sich sowohl zum Guten wie auch zum Bösen bewegen. Der feste Glaube an das Gute im Menschen, eine höhere Macht die einen schützt oder das eigene Schicksal kann oftmals mehr Kraft geben als die bloße Gewissheit eines Umstandes.

Und ebenso wie der Glaube Berge versetzt, kann er sie auch zum Einsturz bringen und dabei Gutes unter sich begraben. Eiferer haben es zu jeder Zeit verstanden die Massen zu verführen und ihnen ihren Glauben aufzudrücken. Und da die Menschen ja glauben wollen, ist es ein Leichtes ihnen die falsche Richtung vorzugeben.

Dies ist auch eines der Argumente, die sehr für Selbstbestimmung und Eigenständigkeit im Geiste sprechen. Wer kritisch denkt, der unterscheidet eher zwischen richtig und falsch. Zumindest in seinen Maßstäben. Das ist die große Errungenschaft, die uns die Aufklärung gebracht hat. Kritisches Denken.

Und dennoch wenden sich die Menschen ab, gerade jetzt, wo sie glauben dürfen, an was immer ihnen liegt. Ziehen sie es vor zu ignorieren. Haben sie einfach vergessen, wie wichtig Glaube für ihr Dasein ist? Ist die Gesellschaft mit der Fülle an Möglichkeiten schlicht überfordert. Fehlt es an Anleitung und gegenseitigem Halt, der einem das näher bringt, was man selber glauben möchte? Oder ist Skepsis trotz seiner Destruktivität vielleicht doch der richtige Ansatz dem Glauben zu begegnen?

Der Glaube wie ihn unsere Vorfahren gelebt haben scheint heute nicht mehr praktikabel. Unsere Gesellschaftsformen die auf Vernunft und Wissen bauen lassen wenig Platz für Spiritualität. Mit Liturgie, Furcht vor dem Fegefeuer oder dem Streben nach einer reinen Seele lassen sich keine Gläubigen mehr gewinnen. So wird das, was Jahrhunderte lang den Glauben nur untermalt hat, zur Triebfeder.

Die Kunst ist in unserer Zeit das Einzige, womit der Glauben noch für jeden verständlich und eingängig dargestellt werden kann. Die Kunst war immer schon der höchste Weg um Emotionen auszudrücken und Werte zu vermitteln. Und da die Menschen abgekommen sind von einem überzeugtem Glauben, ist der Glaube durch Gefühl vielleicht der einzige Weg, um auszugleichen.


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