Stell dir vor es wäre Weltmeisterschaft und keiner geht hin...

© von Emkaer / Stadion Women World Cup /2011








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Frauensport gilt nicht – Über eine vergessene Weltmeisterschaft
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Von Hubertus J. Schwarz   9. Juli 2011

Hamburg, Deutschland – Einige werden es mittlerweile bemerkt haben, die Frauen-Weltmeisterschaft im Fußball findet dieses Jahr in Deutschland statt. Einige sind aber längst nicht alle. Es ist eine Tatsache, dass die Öffentlichkeit dem Frauensport im Vergleich zu ähnlichen Ereignissen mit männlicher Besetzung sehr viel weniger Interesse entgegen bringt.

Über die Gründe muss man nicht lange nachdenken, es fehlt dem Frauensport schlicht an medialer Aufmerksamkeit. Halb gefüllte oder gar leere Stadien sind die Regel und dementsprechend klein dimensioniert ist das ganze Turnier. Jedenfalls im Vergleich zu herrschaftlichen Ereignissen gleicher Art.

Dabei sind die Frauen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in den letzten Jahren so erfolgreich wie kaum ein anderes Fußballteam. Sie qualifizierten sich für alle sechs bisherigen Weltmeisterschaften, davon wurden die letzten beiden in Folge gewonnen. Bei der WM in Schweden 1995 belegte man den zweiten, 1991 in den USA den vierten Platz.

Ebenso innerhalb Europas setzen die Frauen des DFB Maßstäbe. Insgesamt sieben Europameisterschaftstitel in den letzten beiden Jahrzehnten hat das Team gewonnen. Seit 1993 ist der Rekordmeister im Europäischen Wettbewerb ungeschlagen. Das Deutsche Nationalteam ist somit das erfolgreichste weibliche Fußballteam der Welt.

Jetzt, im Sommer 2011 wird die Weltmeisterschaft im Frauenfußball also in Deutschland ausgetragen. Zwar hatte das DFB-Team in den Anfängen des Turniers noch nach seiner alten Form gesucht. Mittlerweile (Stand: 9.Juni.11 / Mittags) im Viertelfinale angekommen scheint sich die Spielfreude und der Esprit, mit dem die Damen schon bei der Weltmeisterschaft in China 2007 brillierten, jedoch wieder gefunden zu haben.

Und auch abseits der Stadien beeindrucken die Damen des DFB mit ihrem positivem Verhalten. Besonders die Frage um den Stammplatz der Kapitänin Birgit Prinz innerhalb der Mannschaft stellte das Team vor eine Zerreißprobe. Die Rekordtorschützin war in den vergangenen Spielen weit hinter ihren sonstigen Leistungen zurückgeblieben. Mit der Auswechselung während des Spiels gegen Nigeria brachen dann die Emotionen durch und sie verließ unter Flüchen das Feld.

Letztendlich räumte Prinz freiwillig ihre Stammposition und stellte die eigenen Vorstellungen und Ansprüche hinter die der Mannschaft. „Ich bin in meiner gesamten Karriere Teamplayer gewesen. Daran wird sich jetzt nichts ändern.“ 

So Prinz bei der Pressekonferenz. Damit sollte die Diskussion um Birgit Prinz vorerst beigelegt sein. Doch ließ Bundestrainerin Silvia Neid vermelden, sie sei immer für eine Überraschung gut. Womit die Spekulationen um eine Einwechselung von Birgit Prinz wieder neuen Nährboden gefunden haben. (Pressebericht)

Und doch ist die mediale Berichterstattung im Vergleich zur Weltmeisterschaft der Herren 2006 in Deutschland bescheiden. Die Euphorie wenig mehr als vorhanden. Schafft es das Turnier dann doch einmal auf mehr als eine kurze Meldung in den Nachrichten, so nur im Zusammenhang mit nordkoreanischer Exzentrik (Niederlagen durch angebliche Blitzschäden, fluchtartige Abreise des Nationalteams nach zwei Dopingkontrollen…). Oder eben dem aufkeimenden Konflikt zwischen Prinz und der Mannschaft.

Zu behaupten die Medien würden den Frauensport ignorieren ist dabei aber auch nicht richtig. In den letzten Jahren hat sich sehr viel in Richtung einer Frauenfußball interessierten Öffentlichkeit getan. Nichts zuletzt durch die enormen Erfolge der Mannschaft um Bundestrainerin Silvia Neid. Besonders positiv tut sich das online Medium n-tv.de hervor. Mit einer sehr umfassenden und wenig verklärten Berichterstattung verfolgt die Internetseite das Turnier und die Ereignisse im Kielwasser des Geschehens.



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Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AAugsburg_Stadium_U-20_Women_2010_Main_Stand.jpg
von Emkaer (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons vom Wikimedia Commons