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Blind im Zeezicht mit Appelstaart – Was tun, wenn man in Amsterdam [2]
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Von Hubertus J. Schwarz 22. März 2014
Amsterdam, Niederlande – Was tun, wenn man nach Amsterdam reist. Vielleicht das erste Mal dort ist, oder für den wiederholten Besuch mehr möchte, als dem Drogen-Touristen zu entsprechen. Der zweite Vorschlag:
2. Setz dich ins Café Villa Zeezicht, bestell den "besten Apfelstrudel der Niederlande", schließ die Augen und warte ab was geschieht.
Wenn hier nicht der Bär steppt, wo sonst? Immerhin ist Amsterdam die größte Metropole und Hauptstadt der Niederlande. Allerdings nicht deren Regierungssitz, der liegt zusammen mit der köhööniglichen Residenz in Den Haag, welches nebenbei noch nicht einmal eine richtige Stadt ist. Dem gerecht ist der Andrang an Menschen, die zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten die Straßen und Grachten Amsterdams bevölkern, unüberschaubar, oft erdrückend. Pendler pendeln, Huren huren, Fahrradfahrer fahren wie angeschossene Wildsauen und die Touristen sind einfach nur im Weg.
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Ich resigniere und rumple aus meiner Koje Richtung Dusche. Die präsentiert sich als Oompa-Loompa Version ihrer selbst und verdient den eigenen Namen nicht im Geringsten. Selbst eingedenk der auf einem Schiff beengten Verhältnisse ist ein Duschkopf in Kniehöhe einfach nicht hilfreich. Allmählich spiele ich mit dem Gedanken die eigenen Vorsätze und das überproportionale Drogen-Verbotsschild an der Tür zu ignorieren. Die Unannehmlichkeiten ließen sich vernebelt durch einen Schleier blauen Dunstes sicherlich leichter ertragen. Natürlich und nicht zuletzt auch in Ermangelung der nötigen Zutaten widerstehe ich.
Es ist etwa 10:30 Uhr. Mit blitzsauber gewaschenem Knie mache ich mich auf den beinahe direkten Weg ins Zentrum Amsterdams. Die nächste Fähre pendelt keine zwei Minuten vom Pier entfernt und alle fünfzehn Minuten richtig Hauptbahnhof. Es ist erstaunlicherweise windstill und so bleibt mir der "Eine-arktische-Windböe-treibt-mir-die-Müdigkeit-aus-den-Gliedern-Moment" noch einige Augenblicke erspart. Ich tapse über den Steg in Richtung Fährstation.
Eingekeilt liegt mein Botel zwischen dem designierten Greenpeace Schoner Sirius, einem altvorderen Feuerwehrschiff und dem sagenumwobenen Hanf-U-Boot. Zusammen mit den gegenüber schwimmenden historischen Frachtkähnen auf Segelbasis bildetet dieses nautische Kuriositätenkabinett eine recht erstaunliche Armada.
Eingepfercht mit gefühlt dreihundert Fahrradfahrern, einigen Moped Yuppies und etwas Fußvolk spiele ich humanes Tetris während der Überfahrt. Rücksichtslos an die Bordwand gedrängt und so den Witterungsverhältnissen im offenen Hafenbecken ausgesetzt, erwischen mich nun auch Gischt und Wind. Ich kralle mich an meine Nachbarn und versuche nur wenig Wasser zu schlucken. Nach etwas zwölf Minuten hat der Horror ein Ende. Ich beende vorsichtshalber mein gedehntes Stoßgebet, schmeiße eine Miesmuschel und mehrere Seesterne, die es sich auf mir gemütlich gemacht haben, zurück ins Wasser und krieche erhobenen Hauptes von Board.
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Es ist etwa 11:00 Uhr. Viel zu schnell trocknet mich die Sonne und mein Schutzschild aus Gerüchen verfliegt. Das hat den unbestreitbaren Vorteil, dass die Kellner des Café Villa Zeezicht ihren erbitterten Widerstand aufgeben und mir nun doch erlauben, mich an einen der Tische zu setzen. Wenn auch nur im Freien.
An einer der breiteren Brücken der Singelgracht gelegen, präsentiert sich das Café als niedliches Etablissement in dem man über den gesamten Tag einkehren und immer eine passende Köstlichkeit gezaubert bekommt. Es pendelt zwischen Künstlertreff und Touristenhotspot, ist dabei aber immer noch angenehm unkonventionell. Nicht zuletzt durch die etwas abgedrehten Kellner. Wenn man Glück hat, kann man genussvoll und schadenfroh zusehen, wie sie die anderen Gäste herablassend behandeln. Das eigentliche Sahnehäubchen ist aber der mittlerweile schon international berühmte Apfelstrudel mit Zimteis. Bemüht man Google, so stößt man zwangsläufig auf die Empfehlung die "leckere Broodjes" nicht zu verpassen und unbedingt den "himmlischen Appeltaart" zu probieren. Letzteres kann ich bestätigen.
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